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Die CDU ist nun seit zweieinhalb Jahren nicht mehr an der Regierung. Halten Sie es nun auch mit Franz Müntefering, der gesagt hat: Opposition ist Mist?

Thomas Floßdorf: Ich weiß gar nicht, ob wir nicht mehr an der Regierung sind. Natürlich gibt es die „Ampel plus“. Aber wir merken bei vielen Entscheidungen, dass sich ohne das Drängen und Zutun der CDU nichts bewegen würde. Das hat man wieder bei der Abstimmung zum Hallenbad-Neubau gesehen. Die Linke, Mitglied der „Ampel“, hat sich enthalten, die CDU hat mitgestimmt.

Können Sie weitere Beispiele nennen?

Floßdorf: Wenn man die Diskussion um den Masterplan beobachtet, merkt man, welchen Einfluss wir nehmen. Die „Ampel“ wollte die Busse vom Kaiserplatz verbannen, wir wollten das nicht. Ein Gutachten hat dann festgestellt, dass die Busse auf dem Platz unverzichtbar sind. Die „Ampel“ wollte auf dem Kaiserplatz feste Wasserspiele, wir wollten versenkbare Wasserspiele, die nun auch kommen werden. Wir wollten, dass der Kaiserplatz weiter ein Ort für große Veranstaltungen bleibt, so kommt es. Unsere Handschrift ist erkennbar.

Aber die CDU ist dennoch Opposition. Nach der Wahl haben Sie sich schwer getan, diese Rolle zu akzeptieren.

Floßdorf: Ich tue mich damit nach wie vor schwer. Ich werde ganz oft gefragt, warum wir, also die CDU, dieses oder jenes entschieden hätten. Im Bewusstsein vieler Dürener sind wir nach wie vor maßgeblich. Ich glaube, wir sind die „Regierung der Herzen“, die aber bei einer knallharten Abstimmung keine Mehrheit hat. Die CDU ist immer noch sichtbar, zum Beispiel auch durch Bürgermeister Paul Larue, der ja der CDU angehört.

Vor einigen Monaten haben Sie der SPD eine große Koalition angeboten. Das hat auch in Ihrer Partei teilweise zu Überraschung und Unverständnis geführt. Würden Sie das Angebot heute noch einmal wiederholen?

Floßdorf: Ich weiß nicht, ob man es erneuern muss. Ich denke, die Menschen möchten eine stabile Regierung haben. Und die ist nicht stabil, wenn wie bei der „Ampel plus“ vier Parteien an einem Tisch sitzen, sondern wenn es im besten Fall nur zwei Parteien sind. Aber die „Ampel“ scheint darauf zu setzen, dass bei eigener Uneinigkeit die CDU nicht in eine Blockadehaltung verfällt.

Wenn Sie die größte Herausforderung nennen müssten, vor der Düren im nächsten Jahr steht: Was würden Sie sagen?

Floßdorf: Da gibt es verschiedene. Die Haushaltsdisziplin bleibt eine Herausforderung. Wir erhalten fünf Millionen Euro Landesmittel für die Bildung. Damit sollten 300 bis 350 neue Plätze in der Offenen Ganztagsgrundschule geschaffen werden. Düren sollte insgesamt 1000 Plätze anbieten können. Uns fehlen Räume, deshalb muss an vielen Schulen angebaut werden. Das ist eine große Herausforderung.

Vor einem Jahr ist der Schulentwicklungsplan vorgestellt worden, nun soll bald erklärt werden, welche Auswirkungen das Gutachten auf die Dürener Schullandschaft hat. Glauben Sie, dass CDU und „Ampel“ auf diesem Politikfeld, vor allem mit Blick auf die Zukunft der weiterführenden Schulen, zusammenarbeiten?

Floßdorf: Wenn die „Ampel“ unserer Linie folgt, dann ja. Ich will nicht arrogant wirken: Aber wir haben in unseren Reihen Schulleiter und Lehrer aus vielen verschiedenen Schulformen, also Leute vom Fach.

Das wird die „Ampel“ aber nicht als Zusammenarbeit begreifen.

Floßdorf: Man sollte aber vielleicht manchmal denjenigen folgen, die das System auch kennen. Der Schulentwicklungsplan ist doch ein Beispiel dafür, wie die „Ampel plus“ die Stadt lähmt. Der Plan ist vor zwei Jahren in Auftrag gegeben worden, im März dieses Jahres, also anderthalb Jahre später hat es eine parteiübergreifende Tagung in den Niederlanden gegeben, der Schulausschuss tagt praktisch gar nicht – und jetzt gibt es Handlungsempfehlungen des Fachbüros, denen man folgen kann oder auch nicht.

Bürgermeister Larue hat mehrfach klargestellt, dass in seiner Amtszeit kein Dürener Gymnasium geschlossen wird. Ist das auch Haltung der CDU?

Floßdorf: Generell gilt: Wenn Schulen nachgefragt werden, dann haben sie eine Berechtigung.

Wenn sie aber nicht mehr so nachgefragt werden, wenn Schülerzahlen belegbar zurückgehen?

Floßdorf: Immer dann, wenn Gymnasien betriebsfähig sind, wenn sie also zwei Eingangsklassen haben, sehen wir keine Veranlassung zu schließen, zumal durch die Zusammenarbeit verschiedener Gymnasien in der Oberstufe weiterreichende Angebote gemacht werden können.

Lassen Sie uns noch kurz über die Innenstadt sprechen: Glauben Sie, dass mit der Umgestaltung der Kölnstraße, des Marktes und des Kaiserplatzes mehr Kaufkraft nach Düren geholt wird?

Floßdorf: Es ist zunächst einmal die einzige Möglichkeit, Menschen zu überzeugen, in Düren geschäftlich tätig zu werden. Wenn eine Innenstadt durch ihr Ambiente Attraktivität ausstrahlt, beispielsweise durch schicke Pflaster, wird das sicher helfen. Das ist aber kein Selbstläufer. Die Menschen müssen auch Parkplätze finden, die Busse müssen vernünftig platziert sein, die Leute müssen sich sicher fühlen. Es muss uns gelingen, wieder Menschen nach Düren zu ziehen, die über Kaufkraft verfügen. Genauso brauchen wir attraktiven Wohnraum und gute Bildungsangebote, um Düren anziehend zu machen.

Quelle: Dürener Nachrichten